Freiwillige Feuerwehr Gersdorf

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Hochwasser 2013 - 127 Einsätze an 4 Tagen

Hochwasser 2013 - MarktHochwasser 2013 - Markt

Viele Gersdorfer Bürger sind sich einig: „Das war schlimmer als 2002“ und  ja, auch wir Feuerwehrleute hatten den Eindruck, dass dieses Hochwasser alles bisher Dagewesene, jedenfalls in der Nachwendezeit, überstieg. Auch die Einsatzzahlen bestätigen diese Vermutung. Die Zentrale der Gersdorfer Feuerwache registrierte 127 Einsätze, alle Kontrollfahrten, Bauhofaktivitäten und Wachbereitschaften sind hier nicht inbegriffen. Dabei kamen im Schnitt 32 Einsatzkräfte vom Freitag, den 31.05.2013, bis Montag, den 03.06.2013, mit sämtlichen Fahrzeugen der Feuerwehr, des Bauhofes und der Gemeindeverwaltung zum Einsatz. Auch die Feuerwehren aus Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, die DRK-Ortsgruppe Gersdorf, zahlreiche Firmen und nichtorganisierte Bürger halfen mit, die Lage im stark betroffenen Gemeindegebiet wieder in den Griff zu bekommen. Dafür besonderer Dank!

Als am Freitag, dem 31.05. gegen 15:45 Uhr unsere Digitalmelder zum Einsatz riefen, ahnte noch keiner der Einsatzkräfte, was in den nächsten Tagen auf uns und die Gersdorfer Einwohner zu kommen würde. Innerhalb kürzester Zeit wurde unser Ort infolge des andauernden Starkregens förmlich überflutet. Der Pegel am Rathaus erreichte einen Höchstwert von 2,80m. Teilweise mussten Menschen und Tiere aus Notlagen befreit und gerettet, Anwohner evakuiert, Sachwerte geschützt und in Sicherheit gebracht werden. Allein am Freitag kam es zu 62 Einsätzen der Feuerwehr. Schwerpunkte waren dieses Mal der Marktbereich, die Hauptstraße, Teile der Erlbacher Straße, vor allem aber der komplette obere Ortsteil. Zeitweise konnte die Hauptstraße ab Siedlerweg nicht einmal mehr per LKW befahren werden. Besonders gefährlich dabei war, dass die Baustellensicherung an der Ecke Plutostraße weggespült wurde und die ungesicherten Baugräben im Wasser des Hegebaches verschwanden. Zu diesem Zeitpunkt war die Feuerwehr nur mit Sicherungs- und Rettungsarbeiten im Einsatz und alle anderen Aufgaben, wie Sandsackverbau oder Keller auspumpen mussten hinten anstehen. Insgesamt konnten 8 Personen, darunter 2 Kinder, gerettet bzw. in Sicherheit gebracht werden. Hierbei kamen auch die Feuerwehren aus Hohenstein-Ernstthal und Oberlungwitz mit ihren Schlauchbooten zum Einsatz. In der Zwischenzeit hatten Bauhofmitarbeiter begonnen, die in der Hessenmühle eingelagerten gefüllten Sandsäcke auszuteilen und weitere leere Säcke zu befüllen. Dabei wurden sie von vielen nichtorganisierten Bürgerinnen und Bürgern unterstützt. Auch in den folgenden Tagen füllten bis zu 70 zivile Personen Sandsäcke im Gersdorfer Gerätehaus. „Unglaublich, was hier für eine Hilfsbereitschaft da ist“, kommentierte ein Gruppenführer der Einsatzabteilung die „Füllaktion“. „Zwischen 8 und 80 Jahren, ob Mann oder Frau, Studenten, Ingenieure oder Hilfsarbeiter – alle helfen einfach mit“ erzählte er weiter. Viele Firmen und Privatbürger stellten Speisen und Getränke zur Verfügung, so dass die Verpflegung der Einsatzkräfte bestens gesichert und organisiert war.

Hochwasser 2013 - Hauptstraße (Baustellenbereich Plutostraße)

Freitagabend entspannte sich die Lage wieder und es konnte mit ersten Aufräumungsarbeiten begonnen, unzählige Keller ausgepumpt, Straßen wieder passierbar gemacht werden. Die Einsätze gestalteten sich zum Teil schwierig und zeitaufwändig. In einem Fall mussten sogar aufgeschwemmte Heizöltanks, welche eine Woche zuvor voll getankt wurden, gesichert und geborgen werden. Gegen 03:00 Uhr am 01.06. konnte der Einsatz der Feuerwehr vorerst beendet werden.

Samstagfrüh wurden dann weitere Einsatzstellen abgearbeitet und die Aufräumarbeiten fortgesetzt. Dabei kamen viele Schäden und das Ausmaß zum Vorschein, mit welcher Wucht Teile unseres Ortes regelrecht überschwemmt wurden. Leider wurden dabei auch viele Wohnungen in Mitleidenschaft gezogen, wobei es auch Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Gersdorf traf. Gegen 14:30 Uhr wurden die Einsatzkräfte aus dem Einsatz entbunden, bis gegen 20:15 Uhr die Digitalmelder und die Sirene erneut zum Hochwasseralarm riefen. Wieder verließ der Hegebach sein Bett, wurden Straßen überflutet, liefen Keller voll und es mussten erneut zahlreiche Einsätze abgearbeitet werden. Des Weiteren blieb eine Gruppe zur Wachbereitschaft in der Feuerwache, um Rund um die Uhr erreichbar zu sein, während ein Teil unserer Einheit um 01:30 Uhr zum verdienten Schlaf nach Hause entlassen wurde. Weiterhin wurden durch die Wachbereitschaft etliche Kontrollfahrten durchgeführt, bei denen Teichüberläufe, Brücken und Hochwasserschwerpunkte ständig überwacht wurden. Inzwischen rief der Landrat den Katastrophenalarm aus, denn viele Städte und Gemeinden im Landkreis waren ebenfalls sehr stark betroffen, Menschen und hohe Sachwerte in Gefahr. Mit dem Ausrufen des Katastrophenalarms ist unter anderem auch das Anfordern der Bundeswehr möglich. Diese kam zum Beispiel in Glauchau zum Einsatz. Dort war unter anderem ein Umspannwerk der Stadt gefährdet.

In Gersdorf ist inzwischen der Wachwechsel erfolgt und es wurde erneut mit Aufräumarbeiten und Keller auspumpen begonnen, bis gegen 12:00 wieder alle Kameraden per DME und Sirene ins Gerätehaus gerufen wurden. Die Felder und Wiesen konnten den erneuten Regenfall nicht aufnehmen und gaben das Wasser sofort 1:1 weiter. Erneut wurde die Hauptstraße überschwemmt, liefen Keller voll, kam es zu Erdrutschen, wurde die Feuerwehr Hohenstein-Ernstthal mit Boot angefordert und auch Straßen, die bis zu diesem Zeitpunkt vom Hochwasser unberührt waren, sind bis zum späten Sonntagabend ebenfalls betroffen. Am Sonntag fuhr die Feuerwehr Gersdorf zu insgesamt 32 Einsätzen, leider wurde dabei auch ein Kamerad verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Auch in der Nacht zum Montag war die Feuerwache mit einer Mannschaft besetzt. Trotz Kontrollfahrten blieb es bis Montagfrüh ruhig und einige Kameraden kamen endlich, auf dem im Aufenthaltsraum aufgestellten Feldbetten, zur Ruhe. Am Montag folgten im Laufe des Tages weitere 10 Einsatzstellen und am frühen Nachmittag konnte der Hochwassereinsatz beendet werden.

Hochwasser 2013 - Hauptstraße

In der Einsatznachbereitung am Dienstagabend wurde noch einmal deutlich, wie groß die physische und psychische Belastung der Einsatzkräfte war. Die Meisten von uns waren bis zur Schmerzgrenze und darüber hinausgegangen, um Hilfe zu leisten. In einigen lockeren Gesprächen wurde das Erlebte noch einmal besprochen. So zum Beispiel erzählte einer über die Erlebnisse an einer Einsatzstelle, bei dem wir mit einer Personenrettung beschäftigt waren. Die Nachbarn standen mit Bierflasche und Fotoapparat daneben und filmten die gefährliche Aktion. Auch an anderen Stellen wurden Nachbarhäuser beim „absaufen“ gefilmt und tauchten Tage später im Internet auf. Es gab aber auch andere Erlebnisse, die zeigten, dass Nachbarschaftshilfe selbstverständlich ist, sogar an Stellen im Ort, wo sonst zwischen Anwohnern „Funkstille“ herrscht. Nicht zu vergessen ist auch die Sandsackaktion im Gerätehaus, bei der teilweise bis 70 Bürgerinnen und Bürger Sandsäcke mit mehr als 60 Tonnen Sand befüllten. Das war wirklich beeindruckend, dass die Bevölkerung auch einmal der Feuerwehr hilft, stellte ein Kamerad in den Raum. Nicht zu vergessen sind natürlich auch unsere Familien und Arbeitgeber, die uns über das Einsatzwochenende und Anfang der Woche den Rücken freihielten. Natürlich gilt auch denjenigen Dank, die die Feuerwehr mit all ihrer Kraft unterstützen und fördern, unserem Bürgermeister Wolfgang Streubel, dem Gemeinderat, der Gemeindeverwaltung, Sponsoren, Freunden und Gönnern der Feuerwehr. Es hat sich gerade wieder bei diesem Einsatz gezeigt, dass sich alle Investitionen der letzten Jahre, der Gerätehausneubau, der moderne Stand der Technik und der Ausbildungstand der aktiven Einheit, positiv ausgewirkt haben.

Eins hätte ich fast noch vergessen, nämlich denjenigen zu danken, die sich ohne unsere Hilfe durchgeschlagen haben, all den Hochwassererprobten an Bachgasse, Schillerweg, Plutostraße, Hofgraben, Wehrsteig, Mühlsteig, Stollberger Straße und entlang der Hauptstraße, die teilweise sogar mehr betroffen waren als andere im Ort, die Feuerwehr oder Bauhof zum Einsatz bringen wollten. Ohne Euch wäre das alles nicht beherrschbar gewesen.

André Legies

Einsatzleiter Feuerwehr

 

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